Die Welt ist voll von enttäuschten Liebesbeziehungen und schlechtem Sex - schlecht im wahrsten Sinne des Wortes: moralisch schlecht, weil man andere betrügt und verletzt, und qualitativ schlecht, weil es unbefriedigend ist und die Partner immer "hungrig nach Besserem" zurücklässt. Es ist wie jemand, der nur Junkfood konsumiert. Er ist ständig hungrig und verlangt immer nach mehr. Um diesen Kreislauf von Hoffnung und Enttäuschung, Zuversicht und Verzweiflung zu durchbrechen, ist es an der Zeit zu fragen, was ist wahre Liebe und was ist guter Sex? Wie kann eine dauerhafte Beziehung und wahre Liebe gelingen?
Obwohl viele Menschen sich von den Idealen und Beispielen einer großen Liebe inspirieren lassen, stellen sie schnell fest, dass die Liebe vielleicht das am meisten gesuchte, aber am seltensten gefundenen Ideal ist. Wir finden Hindernisse für die Verwirklichung der Liebe sowohl innerlich als auch äußerlich.
Wir alle haben immer wieder das Gefühl, dass zwischen unseren Idealen und Träumen und unserem Handeln ein Schatten liegt, der uns lähmt. Wir wissen im Grunde unseres Herzens, dass es besser ist zu geben als zu nehmen, aber wir finden es einfacher und oft angenehmer zu nehmen. Wir wissen, dass es tugendhafter ist zum Wohle anderer zu handeln als für uns selbst. Es scheint uns aber töricht dies zu tun und die Zurückweisung der Welt zu erleiden. Unser Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist oft schwach. Unentschlossenheit, Gleichgültigkeit und Stolz hindern uns, um selbstlos zu handeln.
Im Mittelpunkt der Liebe steht die Aufopferung der eigenen Person zum Nutzen, Wohl und Glück des anderen. Sich selbst zum Wohle des anderen aufzuopfern, ist jedoch nicht einfach. Das gesellschaftliche Denken ist davon geprägt, zuerst an unsere eigenen Wünsche, unseren eigenen Nutzen und unser eigenes Glück denken und wir erwarten vom anderen, dass er unsere Bedürfnisse erfüllt. Und viele Menschen denken, wenn der Partner die Erwartungen nicht erfüllt, brauchen sie einen Neuen.
Katherine Hepburn sagte: „Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern das was man bereit ist zu geben“. – Das Gefühl der Liebe ist eine Frucht des Liebens – des Tuns! Zu lieben bedeutet, dem anderen zu dienen, ihm zuzuhören, ihn zu bestätigen, ihn zu schätzen. Oder anders ausgedrückt, dem anderen seine Zeit, seine Aufmerksamkeit und seine Zuneigung zu schenken. Menschen, die sagen, sie seien „unsterblich“ verliebt, fühlen sich mit dem anderen wie verschmolzen. Aber wenn wir nicht die Gewohnheit entwickeln, dem anderen einen echten Teil von uns selbst zu schenken, haben wir bald einen Rückfall in alte Gewohnheiten und fühlen uns zurückgeworfen auf unser kleines Selbst voll von Unsicherheiten und Schwäche.
Unreife, reaktive Menschen machen aus der Liebe ein Gefühl und meinen, sie hätten ein Recht auf Liebe. Ein „wir lieben uns nicht mehr“ wird dann ein Grund zur Trennung der Beziehung. Ein liebender Mensch weiß, dass er zuerst Liebe geben muss, bevor er Liebe erfahren kann. Ein unreifer und reaktiver Mensch sieht ein Problem, wenn er nicht geliebt wird.
Liebe ist also eine auf körperlicher, geistiger und seelischer Anziehung beruhende Bindung. Eine seelische Bindung muss daher verbindlich sein. Eine unverbindliche Beziehung verbindet nicht und bleibt nur ein Kontakt. Flüchtige sexuelle Kontakte stören die innere Balance und seelische Wohlbefinden und beeinträchtigen die Bindungsfähigkeit.
Was macht den Menschen zum Menschen und was sorgt dafür, dass er auch menschlich bleibt? Verbundenheit, Sinn und Schönheit und Werte des Wahren, Guten und Schönen. Die Grundlage einer guten und nachhaltigen Beziehung und Bindung ist, dass beide Partner mit sich im Reinen sind, eine gewisse Reife und innere Ausgeglichenheit haben und bereit sind in ihre Beziehung zu investieren. Zwei eigenständige Menschen sollen einander ergänzen und mit einer ausgewogenen Mischung aus Ruhe und Aktivität ihre Beziehung in ihrer Gesamtheit leben.
Wir Menschen sind Bindungswesen und auf soziale Interaktion zutiefst angewiesen. Jeder Mensch hat den Wunsch nach zwischenmenschlichem Kontakt und sozialer Nähe sowie ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Liebe. Tiefe und Qualität der Beziehungen eines Menschen sind die wichtigsten Vorausset-zungen für und Gradmesser seines psychischen Wohlbefindens.
Die Qualität von Beziehungen ist für das physische Überleben ähnlich bedeutsam wie die Qualität von Nahrungsmittel, Wasser und Luft. Doch wie entwickelt der Mensch die Fähigkeit zu qualitätsvollen Beziehungen?
Kann man Liebe definieren? Aus welchen Bestandteilen, Charakteristiken besteht sie? Voraussetzung dafür, dass Liebe zustande kommt, ist eine Beziehung zwischen zwei Menschen. Wenn eine Person einer anderen Liebe schenkt, und in dieser Person der Wunsch entsteht diese Liebe zu erwidern, entsteht zwischen den beiden eine Verbindung, die ihnen oft so kost-bar ist, dass keiner sie lösen möchte. Mit der Zeit kann das Band, das sie verbindet, so stark werden, dass sie sich nicht mehr trennen möchten. Keine Kraft im Universum kann eine solche Verbindung zerstören. Die beiden sind erfüllt von ihrer Liebe. Warum kommt es aber so oft dazu, dass Liebe entsteht und wieder erlischt? Was sind die grundsätzlichen Vorausset-zungen für eine authentische und dauerhafte Liebe?
Überall im Kosmos finden wir das Phänomen der Ergänzung. In der Natur existiert fast alles paarweise – durch eine Aktion des Gebens und Nehmens zwischen zwei einander ergänzenden Einheiten. Alles Leben und alle nicht lebende Materie existieren in solchen Beziehungen. Ein Elektron zirkuliert um ein Proton, Planeten um die Sonne, Generationen entstehen durch die Beziehung zwischen Mann und Frau, ein Pol kann ohne den anderen Pol nicht existieren. So gesehen gibt es zwei Geschlechter nicht drei oder vier. Diese beiden Ge-schlechter ergänzen einander physisch wie auch in sozialen und emotionalen Aspekten. Ist es nicht auffallend, dass im Jahresdurchschnitt Buben und Mädchen immer ungefähr im Verhältnis 50:50 geboren werden? Beide sind füreinander bestimmt. Vieles was Männlichkeit und Weiblichkeit betrifft, kann man in der Natur beobachten. Es ist nicht erfüllend nur das eigene Bedürfnis nach Liebe zu erfüllen. Wir fühlen uns vom jeweils anderen Geschlecht angezogen, weil unser Innerstes darauf ausgerichtet ist, im ergänzenden Anderen Erfüllung zu finden.
Eine weitere Eigenschaft der Liebe ist Beständigkeit. Eine Mutter liebt ihr Kind, ohne daran zu denken, was die Kosten sind oder welche Opfer sie vielleicht zu bringen hat. Eine liebende Mutter gibt all ihre Energie, um ihr Kind zur Welt zu bringen, sie erträgt jeden Schmerz und ernährt ihr Baby mit ihrer Milch, sie ist auch nachts immer bereit ihr Baby zu trösten, macht sich täglich Sorgen um seine Gesundheit und ist zu jedem Opfer bereit, um sein Wohlergehen zu sichern. Es ist unvorstellbar, dass sich eine Mutter von ihrem Kind scheiden lassen würde. Die wertvollsten Augenblicke für eine Mutter sind, wenn das Kind ihrer Liebe erwidert. Wahre Liebe sagt: „Du bist für mich wertvoller als mein eigenes Leben. Dich zu lieben ist der Inhalt meines Lebens!“
Das Problem der Liebe liegt in ihrer Qualität und Absicht. Rabbi Dr. Abraham Twerski sagte: „Liebe ist ein Wort, das in unserer Kultur fast seine Bedeutung verloren hat. Menschen machen den großen Fehler, indem sie denken, dass sie jenen geben, die sie lieben, die wahre Antwort ist, dann man jene liebt, denen man gibt. Deshalb ist wahre Liebe eine Liebe des Gebens, und nicht des Nehmens.“
Wenn wir eine Beziehung eingehen wollen, wenn wir lieben wollen, müssen wir dem anderen einen Teil von uns selbst geben. Wir können uns in einen anderen Menschen verlieben und uns vorübergehend vergrößert fühlen, indem wir mit dem anderen verschmelzen. Aber wenn wir nicht die Gewohnheit entwickeln, dem anderen einen echten Teil von uns selbst anzubieten, haben wir bald einen Rückfall und fühlen uns unsicher und schwach, weil wir auf unser kleines selbst zurück-geworfen werden. Vielleicht ist das größte Hindernis für die Liebe, dass wir nach innen schauen und meinen, wir hätten nicht viel zu geben.
Eine wahre liebende Beziehung ist aber nur auf der Basis des Vertrauens möglich. Aber wenn wir uns nicht in etwas Größerem als uns selbst verwurzelt fühlen, fühlen wir uns leer und befürchten, dass wir nicht viel zu geben haben, und wir rechnen damit, dass alles, was wir geben, unter der Bedingung gegeben werden muss, dass wir etwas zurückbekommen – und zwar schnell.
Als Menschen haben wir das Bedürfnis, mit etwas verbunden zu sein, das größer ist als wir selbst, doch wir suchen nach Beziehungen, ohne zu wissen, wie wir im Laufe der Zeit die zielgerichtete Festigkeit einer Beziehung aufbauen können.
Was ist nun sexuelle Liebe? Im Buch „Liebe Dich Selbst“ schreibt Eva-Maria Zurhorst: „Die Ehe ist nicht die Geschenkpackung für eine Romanze, der wahre Sinn der Ehe ist immer, die inneren Konflikte der beiden Partner ins Gleichgewicht zu bringen“. Die sexuelle Liebe ist also die tiefste Form der Kommunikation.