Die Lebenswirklichkeit und kirchliche Lehre klaffen nirgend woanders weiter auseinander wie beim Thema Sexualität. Die Ursachen der tiefen Diskrepanz zur kirchlichen Sexuallehre sind für viele Gläubige die lehramtlichen Normen, welche die notwendige Nähe zur konkreten Lebenswelt der Menschen vermissen lassen.
Es scheint mir, dass weder Verantwortliche in den Kirchen und Glaubensgemeinschaften noch die Vertreter von „sexuellen Minderheiten“, die enorme Kraft der Liebe und Sexualität und ihre immense Dynamik, sowohl in ihrer aufbauenden als auch zerstörerischen Weise, verstehen, und damit umgehen können. Dadurch ist es ihnen nicht möglich, tiefergehende, und von innen kommenden Überlegungen anzustellen.
Die christliche Ethik und die Humanwissenschaften betrachten die menschliche Sexualität aus der Perspektive der Menschenrechte und der Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen. Deshalb sind aus humanwissenschaftlicher Sicht, jede sexuelle Neigung und Handlung des Menschen gut und richtig, sofern sie nicht andere schädigt. Die Human- und Sozialwissenschaften beurteilen Sexualität nur nach normativen Kriterien, (hetero-, homo-, bi-sexuell, usw.). In dieser rein normativen Bewertung der menschlichen Sexualität ist die tiefere Problematik zu finden. Lehramtliche Normen definieren keine ethisch/moralischen Standards und machen keine Aussagen über Wahrheit und Lüge, Richtig und Falsch, Gut und Böse. Die normative Sexualethik ist bereits das Problem, da sie die Entwicklung des Menschen zur charakterlichen Reife unberücksichtigt lässt.
Die Humanwissenschaften führen unter dem Begriff „Sexuelle Vielfalt“ viele verschiedene Aspekte wie: Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, sexuelle Präferenz, sexuelle Lebensweise und Identität auf. „Geschlechtsidentität“ meint dabei die gefühlte Zugehörigkeit zu einem Geschlecht. Der Begriff „sexuelle Orientierungen“ beschreibt, von welchen Menschen sich eine Person sexuell angezogen fühlt.
All diese Begriffe sind Beschreibungen von den vielfältigen Aspekten und Ausdrucksweisen von Sexualität. Es sind aber nur Beschreibungen und keine Erklärungen und können daher keine Qualitätskriterien für eine Beziehung sein.
Die Erkenntnisse der Humanwissenschaften über Sexualität und die von ihnen propagierte Verhandlungsmoral sind daher als Grundlage für eine neue Sexualethik nicht geeignet.
Nach einer eingehenden Prüfung des Handlungstexts zur Lehramtlichen Neubewertung von Homosexualität, stellen sich mehrere Aspekte des Textes als wenig überzeugend dar. Wer Antworten für eine erneuerte Sexualethik erwartet, welche moralisch/ethische Standards und Prinzipien der wahren Liebe und Sexualität definieren, damit Beziehungen tatsächlich gelingen können, wird leider enttäuscht werden.
Im ersten Teil sollen einige der Hauptkritikpunkte zum Handlungstext zur Lehramtlichen Neubewertung von Homosexualität aufgezeigt werden.
Im zweiten Teil will ich grundsätzliche Überlegungen für eine Ethik der wahren Liebe und Sexualität anstellen und daraus Empfehlungen für eine wahre und dauerhafte Sexualethik ableiten.
Lesen Sie die gesamte Analyse hier: Handlungstext Homosexualität