Kommentar von Josef Gundacker
Im Buch „Gender Gaga“ schreibt Birgit Kelle: „Kennen Sie diesen Gender? Gender ist überall. Während kaum jemand begreift, was da alles im Namen von Gender Mainstreaming geschieht, oder gar in zwei, drei vernünftigen Sätzen erklären kann, was das alles soll, hat es sich als politische Handlungsmaxime in unserer Politik festgemauert. Die einen verstehen unter Gleichstellung Frauenförderung, Gerechtigkeit, andere wiederum Kampf gegen Diskriminierung, gegen Homophobie, gegen Transphobie und wahrscheinlich auch gegen Phobie-Phobie. Gerne wird auch Rosinenpickerei betrieben: Das nehme ich, das nicht. Gender Mainstreaming ist also eine wahre Wundertüte, ein Potpourri an Maßnahmen, Programmen, Forschungen, Studien, Projekten und Stuhlkreisen.“
Laut Definition des Europarates ist „Gender Mainstreaming die (Re)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung politischer Prozesse mit dem Ziel, eine geschlechterbezogene (gleichstellungsorientierte) Sichtweise in alle politischen Konzepte, auf allen Ebenen und in allen Phasen, durch alle an politischen Entscheidungen beteiligten Akteure und Akteurinnen einzubeziehen.“ (Europarat 1998)
Gender Mainstreaming ist eine international anerkannte Vorgangsweise und Strategie der Gleichstellungspolitik. Soziale Unterschiede und strukturelle Ungleichheiten für Frauen und Männer sollen hinterfragt, sichtbar gemacht sowie die Ursachen beseitigt werden. Quelle: http://wien.gv.at/menschen/gendermainstreaming/grundlagen/gender-abc
Ziel der Europäischen Union (EU) im Bereich der Gleichstellung von Frauen und Männern ist es zum einen, Chancengleichheit und Gleichbehandlung zu gewährleisten. Zum Zweiten zielt die EU darauf ab, Diskriminierung aufgrund des Geschlechts zu unterbinden. Bei Gender Mainstreaming geht es darum, sämtliche politischen Konzepte und Maßnahmen so zu gestalten, dass die etwaigen Auswirkungen auf die Situation von Frauen und Männern bereits in der Konzeptionsphase aktiv und erkennbar integriert werden („gender perspective“).
Um es vorwegzunehmen, die Gender Perspektive selbst ist das Problem! Laut Gender-Ansatz verursachen die sozialen Prozesse und Institutionen das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern und erhalten dieses aufrecht. Die Ungleichheiten (oder Disparitäten) zwischen Frauen und Männern in Hinblick auf ihre Teilhabe an und ihrem Zugang zu Ressourcen und Rechten werden als Hauptproblem genannt. Zielsetzung ist es, ein ausgewogenes Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern herzustellen. Eine Komplementarität enthält historisch meist eine Benachteiligung für ein Geschlecht – im Regelfall für Frauen, in manchen Bereichen auch für Männer.
Die Gender-Perspektive betrachtet die Mann-Frau Beziehung einzig und allein als Machtverhältnis. Die Vorstellung, dass Männer und Frauen fähig und auch bereit sind füreinander zu leben und einander zu unterstützen ist ihr fremd, ja suspekt.
Laut Gender-Experten werden die Geschlechterrollen von Frauen und Männern aufgrund ihres jeweiligen biologischen Geschlechts von der Gesellschaft zugewiesen (typisch männlich, typisch weiblich). In der Gesellschaft bestehen Muster von Verhaltensweisen der Frauen und Männer, die als angemessen oder unangemessen betrachtet werden. Geschlechterrollen sind also Verhaltenserwartungen oder Verhaltensvorschriften für das jeweilige Geschlecht.
Unter geschlechtsspezifische Diskriminierung wird jede benachteiligende Differenzierung (unterschiedliche Behandlung) ohne sachliche Rechtfertigung basierend auf Machtsymmetrien genannt. Mittelbare Diskriminierung besteht, wenn Frauen und Männer gleichermaßen betreffend, von Anderen benachteiligt werden oder benachteiligen werden könnten. Anders ausgedrückt, an einer Diskriminierung ist immer der Andere, der Angehörige, der Chef oder die Gesellschaft Schuld.
Zwei Grundproblematiken der Genderperspektive
Zum ersten werden das biologische Geschlecht und sexuelle Verhaltensweisen und Neigungen vermischt. Es wird behauptet, dass die Geschlechterrollen von Frauen und Männern aufgrund ihres jeweiligen biologischen Geschlechts von der Gesellschaft zugewiesen werden. In der Gesellschaft bestehen Muster von Verhaltensweisen der Frauen und Männer, die entweder als angemessen oder unangemessen betrachtet werden. Quelle: www.wien.gv.at/menschen/gendermainstreaming/grundlagen/gender-abc.
Wenn nun jemand eine sexuelle Neigung und Verhaltensweise auslebt, die von der Gesellschaft als unangemessen betrachtet wird, ist dies aus Genderperspektive ein Problem der Gesellschaft, nie aber des Betroffenen, gemäß dem Dogma „der Mensch ist von Natur aus gut, die Gesellschaft ist böse!“
Zweitens, die Gender Perspektive versteht unter mittelbarer Diskriminierung, wenn Frauen und Männer auf Grund ihres Geschlechts, und/oder ihrer sexuellen Orientierung benachteiligt werden oder benachteiligt werden könnten. Subjektiv empfundene Diskriminierung durch das Einnehmen einer unschuldigen Opferrolle, einer pervertierten sexuellen Neigung oder eigener charakterlicher Unzulänglichkeiten wird aus der Diskussion völlig ausgeklammert.
Dazu ein kleines Gedankenexperiment: „Stellen Sie sich vor, sie haben sich in ihr Spiegelbild verliebt. Die Leidenschaft ist so groß, dass sie ohne Ihr Spiegelbild nicht mehr sein können. Es begleitet Sie Tag und Nacht, in der Freizeit und in der Arbeit, unterwegs und Zuhause. Die Beziehung zu Ihrem Spiegelbild ist so innig, dass Sie für Ihr Recht streiten, eine eingetragene Lebenspartnerschaft zu erreichen. In der Öffentlichkeit fühlen Sie sich durch befremdete Blicke und seltsame Fragen nach Ihrem Spiegelbild diskriminiert. Deshalb streiten Sie für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung von Spiegelbild-Partnerschaften. Um auch noch im Hinblick auf den letzten bürgerlichen Wert gleichgestellt zu sein, bestellen Sie entweder eine Leihmutter oder von einer Samenbank Fortpflanzungsmaterial und gründen eine Spiegelbild-Familie.“
Manche werden sagen, jeder Mensch hat doch ein Recht auf Liebe. Dazu gehört doch auch die Verliebtheit in sich selbst und sein eigenes Spiegelbild. Dieser Anspruch auf Liebe soll daher von der Gesellschaft als normal akzeptiert zu werden! Interessant dazu ist das Fehlen jeglicher positiven Begründung, warum die Abweichung vorteilhaft für den Betroffenen und die Gesellschaft ist. Die Gesellschaft wird hingegen als böse und rückständig angeprangert welche sich ändern müsse. Aber warum kann man sich fragen, weicht jemand zuerst gezielt ab und tut dann alles, um dem bürgerlichen Ideal wieder zu entsprechen?
Gendertheoretische Ansätze sind laut Genderexperten, vielfältig und interdisziplinär. Die gendertheoretischen Ansätze gründen auf einem postmodernen Relativismus. Die philosophische Postmoderne knüpft wiederum an den Nihilismus Friedrich Nietzsche´s an. Friedrich Nietzsche verkündete Ende des 19. Jahrhunderts die Auflösung der zentralen Werte der westlichen Zivilisation. Den Prozess der Werteauflösung bezeichnete er als Nihilismus. Nach Nietzsche gibt es keine Wahrheit, sondern nur unterschiedliche Perspektiven und Interpretationen. Der Wille zur Macht entscheidet darüber, welche Perspektive und Interpretation sich durchsetzt. Nietzsche wendet sich gegen eine allgemeingültige, für alle Menschen geltende Moral. Der radikale Feminismus, die Gender- und Queer Theorien sind Ausdruck dieses Nihilismus mit dem Ziel, alle gesellschaftlichen Werte und Prinzipien aufzulösen um eine neue Utopia, eine klassenlose Gesellschaft zu schaffen.
Gender Mainstreaming ist zum trojanischen Pferd geworden, denn es hat für abweichende sexuelle Neigungen und Verhaltensweisen die Tore weit geöffnet und diese gesellschaftsfähig gemacht. Die Verfechter des Gender Mainstreaming werden nun die Geister der sexuellen Revolution, die sie riefen, nicht mehr los. Die Gesellschaft und damit wir alle, zahlen durch einen rapiden Zerfall der familiären Beziehungen einen hohen Preis.
Wann werden Gleichstellungsbeauftragte, Politiker und Medien aus ihrer Illusion aufwachen und erkennen, dass Liebe nicht gleich Liebe ist und dass das Ideenkonstrukt der Gender-Experten endlich dekonstruiert gehört.