Die Wörter „Selbstbestimmung“ und „Menschenwürde“ haben in unserer demokratischen Gesellschaft ihre eigentliche Bedeutung verloren. Die Selbstbestimmung wurde zu einem Mittel der Selbstinszenierung und der neuen Selbstsucht.
Unter Selbstbestimmung wird allgemein verstanden, dass der Mensch frei und ohne Beeinflussung von anderen über sein Leben entscheidet. Dieses Verständnis von Selbstbestimmung ist und bleibt allerdings eine Illusion, da wir Menschen Bindungswesen sind und mit anderen und der Umwelt immer in Verbindung stehen. Als Synonyme für Selbstbestimmung werden Begriffe wie Autonomie, Souveränität, Eigenständigkeit und Eigenverantwortung genannt, wobei Eigenverantwortung als Konsequenz von Selbstbestimmung verstanden wird. Und gerade darin ist die menschliche Problematik zu finden, da so viele Menschen zwar Selbstbestimmung einfordern, es ihnen aber an der Bereitschaft zur Eigenverantwortung mangelt.
Autonomie (griechisch autos [αυτος] = selbst) als das Wort für Selbstbestimmung bezeichnet, wird unmittelbar mit Fremdbestimmung, auch Heteronomie (griechisch heteros [ετερος] = der andere und nomos [νομος] = Gesetz) genannt. Der autonome Mensch aber fragt nicht mehr, was kann ich selbst bestimmen, wofür bin ich verantwortlich; es fragt nur mehr: „was ist für mich drin“. Er fragt nicht mehr, wie kann ich anderen Freude bereiten, es fragt nur mehr nach dem „Ich“. Es geht nicht mehr darum einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, sondern nur mehr um das eigene Ego.
Der Philosoph Immanuel Kant geht davon aus, dass der Mensch ein „Zweck an sich“ ist und demnach nicht einem ihm fremden Zweck unterworfen werden darf. Das heißt die Menschenwürde wird verletzt, wenn ein Mensch einen anderen bloß als Mittel für seine eigenen Zwecke benutzt. In der Sexualpädagogik wird Sexualität als ein wesentlicher Bestandteil der Persönlichkeit verstanden und somit als universelles Menschenrecht betrachtet. Dazu gehören insbesondere das Recht auf Information, sowie auf Lust, Selbstbewusstsein und Individualität. Die Sexualpädagogik hat damit das Lustprinzip zum obersten Prinzip erklärt und genau das getan, wovor Immanuel Kant warnt; nämlich, die Sexualität als Mittel für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Wurde früher Egoismus und Selbstsucht als Problem betrachtet, so haben die Sozialwissenschaften und die Sexualpädagogik in unserer Zeit, das Selbst umfunktioniert, als Mittel zum Zweck erkoren und zur Tugend erklärt.
Dieses egoistische Denken findet auch seinen unmittelbaren Ausdruck in zwischenmenschlichen und sexuellen Beziehungen. „Ich liebe Dich“ bedeutet demnach; „du hast etwas, das mir fehlt und ich daher haben will und worauf ich einen Anspruch habe, um mein emotionales Bedürfnis und meinen Sexualtrieb zu befriedigen“. Der andere Mensch wird ein Mittel für den eigenen Zweck! Selbstsüchtige Menschen sind Menschen mit einem dauer-haft, unausrottbaren und der Lebensrealität zutiefst unangemessenen Gefühl des Unrechts, das ihnen angetan worden ist. Ein selbstsüchtiger Mensch möchte grenzenlos verehrt, respektiert und geliebt werden; und es ist, als würde er ständig von der schmerzhaften Feststellung gequält, dass die anderen ihm gegenüber undankbar und ungerecht sind, nicht nur, dass der andere sie nicht achtet, er ignoriert ihn sogar – zumindest scheint es ihnen so! Ich beobachte immer wieder, wie selbstsüchtige Menschen ihre Nächsten beschuldigen, sie seien böse. Das Gefühl, böse Menschen und eine böse Welt machten ihnen streitig, was ihnen ganz natürlich zusteht, wird zum Motiv ihrer Anklage. Selbstverliebte und egozentrische Menschen ersehnen absolute Selbstbestätigung. Indem sie diese aber nicht erfahren, fühlen sich selbstsüchtige Menschen als Opfer einer hinterlistigen, böswilligen Welt.
In der Selbstsucht ist tatsächlich eine bestimmte Art eines verzweifelten Transzendentalismus vorhanden; selbstsüchtige Menschen wollen das Unerreichbare erreichen und verzehren sich unaufhörlich wegen der Unmöglichkeit es zu erreichen; den Grund sehen sie in der Gesellschaft, die sie daran hindert. Selbstsucht ist, wie die Liebe, letzten Endes Ausdruck einer Sehnsucht nach dem Absoluten, wenn auch ein tragisch widersinniger Ausdruck. Selbstsucht ist die diabolische Eigenschaft eines gefallenen Engels; es ist der Zustand einer Seele, die Gott sein möchte, die sogar meint, Gott zu sein, und die ständig von Ahnungen gequält wird, dass sie nicht Gott ist und gar nicht sein kann. Den Grund für seinen metaphysischen Misserfolg sieht der selbstsüchtige Mensch niemals in sich selbst und in seiner Selbstüberschätzung. In seinen Augen hat alles nur die ihn umgebende Welt verschuldet. Wer selbstsüchtig ist, ist unglücklich und kann auch niemals glücklich sein. Denn was immer er auch tut, um Anerkennung zu erhalten, er muss den anderen überlisten, um das zu bekommen, das ihm dieser vermeintlich vorenthält.
Fazit: Indem die Sexualpädagogik der Vielfalt nur die individuelle Lustbefriedigung propagiert und das Individuum zum Maß aller Dinge wurde, kennt sie weder Begriffe wie Gut und Böse, Wahrheit und Lüge, Ehrlichkeit und Unehrlichkeit. Sie fordert Toleranz und Akzeptanz jedes noch so pervertierten Sexualverhaltens und hat auch kein Verständnis für das Abnorme, für die Verkehrung in das Krankhafte. Sie hat auch kein Verständnis dafür, dass Hass, Neid und Eifersucht im Herzen, in unserer Fantasie und pervertierten Gefühlen ihren Ursprung haben. Aus diesem weltanschaulichen Hintergrund wird verständlich, dass die Sexualpädagogen der Vielfalt bereits 0 – 4-jährige Kinder zu frühkindlicher Masturbation anregen, um Vergnügen und Lust, den eigenen Körper zu berühren, zu erleben.