Die Sexuellen Rechte werden aus den Menschenrechten abgeleitet. Sie formulieren unter anderem ein Recht auf sexuelle Gesundheit[1], sexuelle Selbstbestimmung und Sexuelle Freiheit.
Wer hat Recht beim Menschenrecht? Die Menschenrechte stehen nicht nur ständig auf dem Spiel, sondern werden oft uminterpretiert und umdefiniert. Und überhaupt – was ist recht und was ist unrecht? Welche menschlichen Handlungen sind richtig, welche falsch, welche gut, welche böse? Der Begriff „richtig“ bedingt auch „falsch“ und das Gegenteil einer „guten“ Handlung ist eine „böse“ Handlung.
Ich beginne meine Gedanken mit einer jüdischen Geschichte: „Zwei Schüler eines Rabbis streiten sich. Als der Rabbi fragte, was denn los sei, erzählte der eine Schüler den Hergang des Streitgesprächs aus seiner Sicht und klagte den anderen Schüler dabei an. Der Rabbi sagte zu ihm: „Du hast vollkommen recht!“ Der andere Schüler war darüber noch verärgerter und schilderte seine Sicht der Geschehnisse, welche die eigene Unschuld und die Schuld des anderen darlegte. Der Rabbi sagte in ruhigem Ton: „Und Du hast auch recht!“. Ein weiterer Schüler des Rabbis konnte das gesamte Gespräch mitverfolgen, schüttelte verständnislos den Kopf und sagte verärgert: „Wie kannst du beiden sagen, sie hätten recht. Das ist doch der größte Unsinn, den du da von dir gibst“. Der Rabbi entgegnete ihm väterlich: „Auch Du hast recht!“ (Quelle unbekannt)
Ähnlich ist es mit den verschiedenen Lebensstilen. Jeder Mensch muss über sein Leben und seinen Lebensstil selbst bestimmen können und jeder recht. Sehr oft werden allerdings die Konsequenzen selbst bestimmter Entscheidungen ignoriert. Der Liebe scheinen heute keine Grenzen gesetzt, nach dem Motto: „Kann denn Liebe Sünde sein?“ Ob ein Mensch bisexuell, inter-, trans-, a- oder pansexuell, homo-sexuell oder hetero-sexuell sich fühlt, alles ist ok. Für diejenigen, die Polyamorie, Partnertausch, Gruppensex oder inzestöse Beziehungen praktizieren, ist es richtig dies zu tun! Warum sollte es falsch sein, wenn es sich gut anfühlt und einvernehmlich praktiziert wird? Wenn ein Mensch nur an sein momentanes emotionales Wohlergehen denkt und nur den sexuellen Spaßfaktor sieht, gibt es keinen Unterschied zwischen einer auf Treue aufbauenden, monogamen, heterosexuellen Lebensweise und einem losen, unverbindlichen, poly-amoren Lebensstil. Ob ein unverbindlicher oder verbindlicher Kontakt, beide haben sich selbst bestimmt dafür entschieden. Für den einen ist ist alles „fluid“, also fließend. Begriffe wie Wahr und Falsch, Gut und Böse, rein und schmutzig kommen in seiner Gefühls- und Gedankenwelt nicht vor. Eine Frau, die sich der Prostitution hingibt, fordert gleichwertig behandelt zu werden, denn sie schade niemanden und trage anscheinend „genauso viel“ zum Gemeinwohl bei, wie eine treue Hausfrau und Mutter. Der einzige Unterschied – sie verkauft ihre Sexualität und zerstört ihr lebensspendendes Potential. Was dabei gleichwertig sein soll, konnte mir noch kein Sexualpädagoge erklären!
Unverbindliche sexuelle Beziehungen haben tiefgreifende seelische Auswirkungen, wie die folgende Erzählung einer jungen Frau zeigt: „Seit fünf Jahren ist mein Sexleben von One-Night-Stands und Affären geprägt. Ich habe kein Problem, mit einem Mann unverbindlich Sex zu haben. Jedoch falle ich jeweils in ein emotionales Loch, wenn das Ende einer Affäre da ist. Ich stelle mich dann infrage und bin enttäuscht, dass ich nicht gut genug war für eine feste Beziehung – auch wenn von Anfang an klar war, dass es nur um Sex geht. Dann will ich jeweils einige Monate nichts mehr von Männern wissen, stürze mich in meine Arbeit oder lenke mich ab. Bisher kam ich so immer an den Punkt, an dem mir meine Enttäuschung egal war – und ich mich wieder auf ein sexuelles Abenteuer einließ“. https://www.heute.at/s/-ich-will-endlich-mehr-als-unverbindlichen-sex–59453819#story_comments
Dieses Beispiel zeigt deutlich die Konsequenzen, welche unverbindliche sexuelle Beziehungen haben. Sie führen zu einer permanenten Unsicherheit und letzten Endes Bindungsunfähigkeit. Vor allem betroffene Frauen leben in ständiger Angst verlassen zu werden, und selbst wenn eine Frau dann endlich einen festen Partner gefunden hat, kann sie sich niemals sicher sein, ob sie ihr Partner nicht eines Tages für eine attraktivere Frau verlässt. Wie ein Sprichwort heißt, „wer einmal lügt, (betrügt) dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht“
Wenn man die Sexualität als eine körperlich-seelische Vereinigung in einer Liebesbeziehung versteht, so macht sie den Menschen innerlich sehr verletzlich. Man spricht von einer Bindungsbeziehung, weil das Sexuelle immer etwas mit unserer ganzen Persönlichkeit zu tun hat und einmalig ist. Eine erfüllte sexuelle Beziehung setzt daher Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, gegenseitiges Vertrauen und gegenseitiges Annehmen voraus. Sex wird dann zum Feind, wenn die Absicht dahintersteckt, jemanden für sich zu beanspruchen, dazuzugehören, zu dominieren oder zu unterwerfen. Dann ist Sex im tiefsten Sinne, nämlich auf der psychischen Ebene ungeschützt, verletzlich und betrügerisch.
Geht es beim Sex nur um momentane Lustbefriedung, um Eroberung und Unterwerfung, ist das Ergebnis zwangsläufig Unzufriedenheit und dies führt zu einer süchtig machenden Promiskuität. Ein 17-Jähriger erzählt: „Irgendetwas stimmt nicht! Eigentlich läuft alles bestens – ich habe jede Menge Sex, aber wahrscheinlich habe ich dabei noch nie wirklich geliebt. Meine Freunde bewundern mich alle dafür, was für Mädchen ich abschleppen kann, aber ich bin nicht sehr gut in dem, was man wohl Intimität nennt, denn am Morgen danach weiß ich nie, was ich zu einem Mädchen sagen soll. Eigentlich will ich dann nur meine Kumpels anrufen und angeben.“
Für diesen Jugendlichen geht es beim Sex ums Erobern, um Trophäen zu sammeln und darum, zu gewinnen und sein Ansehen bei seinen Kumpels zu steigern. Er hat nicht das Geringste Interesse an den Mädchen selbst. Für seine offenbar bereitwilligen Partnerinnen mag der Sex eine Bestätigung ihrer Attraktivität gewesen sein, ein Beweis dafür begehrt zu sein. Auch sie hatten keinerlei Interesse an einer Beziehung.
Reife ist die Voraussetzung für ein gesundes Sexualverhalten. Gegenseitige Achtung ist für eine sexuelle Interaktion von essenzieller Bedeutung. Für einen psychisch unreifen Menschen kann geht es beim Sex nicht um eine gleichberechtigte Partnerschaft, sondern um Überlegenheit und darum, über den anderen zu bestimmen. Unreife Menschen nutzen oft die Schwächen anderer für ihre eigenen Bedürfnisse aus und denken dabei nicht an den Partner. Seelisch unreife Menschen sind unfähig, an etwas anderes zu denken als ihre Bedürfnisse und an den Genuss des Augenblicks.
Ein Minimum an Reife und Eigenständigkeit ist notwendig für das Zustandekommen einer gesunden und dauerhaften Beziehung. Flüchtige sexuelle Kontakte unter Jugendlichen macht langfristig die Seele taub und tötet die Intimität, sodass der junge Mensch immer weniger in der Lage ist echte Bindungen und Beziehungen des gegenseitigen Vertrauens einzugehen.
[1] WHO Definition Sexuelle Gesundheit: https://www.euro.who.int/de/health-topics/Life-stages/sexual-and-reproductive-health/news/news/2011/06/sexual-health-throughout-life/definition