Kommentar von Josef Gundacker
In einem Streitgespräch mit Frau Gudrun Kugler, veröffentlicht in Die Furche am 14. Juli, über biologische Unterschiede, Familienbilder, Sexualpädagogik und die Aufgabe der Moraltheologie verteidigt Frau Walser die Gender Studies. Diese hätten sich weiterentwickelt und es gäbe bereits eine Fülle von Konzepten. Das Kernanliegen aller Konzepte ist aber, die Starrheit der Konzepte von Mann und Frau zu überwinden, denn das Problem liegt ihrer Ansicht nach in der Fixierung auf eine Ordnung, die Mann und Frau festschreibt und dadurch Hierarchien produziert und jedes Dazwischen ausschließt“. Diese vorgeblich fortschrittlichen Gender-Konzepte verstoßen gegen das schöpferische Ordnungsprinzip. In der Folge verletzen sie die Prinzipien der Verantwortung, der Geschlechtlichkeit und der Ethik und widersprechen damit dem christlich orientierten Menschenbild.“
Prinzip Ordnung: Ordnung ist der Ausgangspunkt für eine verbindliche Eltern-Kind Beziehung, welche auf selbstloser Liebe gründet. De-konstruiere, also zerstöre ich diese Ordnung, zerstöre ich die eigentliche Keimzelle der Gesellschaft, die Familie! Wer daher Familie als losen und unverbindlichen Zusammenschluss, mindestens zweier Menschen versteht und das Leben nur aus materialistischer Sicht betrachtet, missversteht das Wesen der Familie. Familie braucht Erneuerung, aber nicht wegen dem Ordnungsprinzip von Mann und Frau, sondern wegen der Unordnung die vorherrscht.
Prinzip Verantwortung: Auf die Frage was heute „Familie“ ist, zitiert Frau Walser den Hamburger Sexualwissenschaftler Gunter Schmidt. Seine Definition: „Familie ist dort, wo mindestens zwei Menschen füreinander Verpflichtung übernehmen für viele Jahre.“ Allerdings, viele Paare übernehmen weder die Verantwortung für den anderen, noch für sich selbst und verlangen trotzdem als Familie akzeptiert zu werden. Die menschliche Neigung zu einem selbstsüchtigen, verantwortungslosen Lebensstil ist daher das Problem, nicht das Konzept von Mann und Frau!
Prinzip Geschlechtlichkeit: Der Begriff „Gender“ wird vor allem in der Sexualpädagogik verwendet um damit die Achtung vor der Vielfalt und Verschiedenheit der Geschlechter, sowie das Bewusstsein für sexuelle Identität zu fördern. Gender-Theoretiker argumentieren, dass das Leitbild Vater-Mutter-Kind nur eines von vielen sei; es gibt viele Arten von Sexualakten, die alle gleich sind und viele Geschlechter, von denen man sich eines aussuchen kann. In anderen Worten, jede Art von Sexualität und sexuellem Verhalten ist gut und moralisch gleich gültig, sofern es selbstbestimmt ist. Der Begriff „Gender“ wird nur dafür benötigt, um sowohl homosexuelle, als auch heterosexuelle Lebensweisen, welche zwar selbstbestimmt, moralisch aber fragwürdig sind, zu rechtfertigen und zu legitimieren. Es ist eben nicht alles gleich gut, gleich wertvoll und gleich gültig!
Prinzip Ethik: Unerklärlich ist, wie Frau Walser Familie und Treue in Einklang mit der katholischen Ethik bringen möchte. Im katholischen Eheverständnis ist Treue und das Aufeinander-Angewiesen- Sein das Kernelement einer funktionierenden Familie. In modernen Lebensformen ist es aber allgemein akzeptiert, regelmäßig den Partner zu wechseln. Was dies mit Treue und Verantwortung zu tun hat, ist wohl ein Mysterium.
Die Mann-Frau Beziehung zu dekonstruieren, indem man alle Wertvorstellungen in Frage stellt, ist einfach, wer aber wird die zerstörten Beziehungen und das Vertrauen zwischen Mann und Frau wieder aufbauen Frau Walser?
Josef Gundacker, Familienforum Österreich