Es war einmal ein „Papst der sexuell Befreiten“, er hieß „Neutrum“ und er sorgte sich nur um seine sexuellen Bedürfnisse, Interessen und seinen Ruhm. Eines Tages kamen zwei Experten zur Audienz. Sie gaben sich als Psychotherapeuten und Sexologen aus und behaupteten, ihm den höchsten sexuellen Genuss garantieren zu können. Am Gipfel der Lust sollte zudem, er und jeder seiner Anhänger komplett frei von Unterdrückung, Diskriminierung und Gewalt sein. Jene Untertanen, die dieser sexuellen Standards nicht würdig oder zu dumm seien, würden umgehend von ihrer sexuellen Unmündigkeit befreit und auch sie könnten den Gipfel der Lust erklimmen. Neutrum beauftragte die vermeintlichen Psychotherapeuten und Sexologen mit der Erstellung eines neuen Aufklärungsprogramms. Diese errichteten Institute und Lehrstühle und taten, als würden sie intensiv in den Tiefen der sexuellen Natur und der Psyche des Menschen forschen.
Nach geraumer Zeit schickte Neutrum eine Gleichstellungsbeauftragte, um sich nach dem Fortschritt der Geschlechterforschung zu erkundigen. Diese sah zu ihrem eigenen Schrecken keine neuen Erkenntnisse der Genderforscher über die Natur und Psyche des Menschen. Das bedeutete gemäß der Qualifikation der Psychotherapeuten und Sexologen, dass sie entweder den Anforderungen des Lehrstuhles nicht taugen oder dumm seien. Da die Gleichstellungsbeauftragte aber um den eigentlichen Zweck der Geschlechterforschung, als reine Gesellschaftskritik wusste, lobte sie die großen „wissenschaftlichen“ Fortschritte und hervorragenden Studien. Einer zweiten Gleichstellungsbeauftragten erging es nicht anders – und so lobte auch sie die „neuesten“ Erkenntnisse der Sexologen.
Nun wollte sich Neutrum die Institute und Lehrstühle höchstpersönlich ansehen. Als er keine Lösungsansätze und wissenschaftlichen Fortschritte erkennen konnte, erschrak er und fragte sich, ob er dumm sei oder gar nicht dazu tauge, Papst zu sein. Darum lobte auch er die „wissenschaftlichen“ Erkenntnisse und Fortschritte der Genderforscher und sein gesamtes versammeltes Gefolge stimmte in das Loblied ein.
Beim der Zirkusshow „United in Diversity“ auf der Rathausbühne, stellte Neutrum seine Glitzer- und Glamourkleider öffentlich zur Schau und outete sich als AIDS-Kranken, dem die Gesundheit als ein Menschenrecht besonders wichtig erscheint. Das Fußvolk tat so, als seien sie die friedlichsten und glücklichsten Menschen auf Erden und niemand aus dem Volke wagte es, sich anmerken zu lassen, dass sich hinter dieser Glitzer- und Glamourwelt, soviel Bitterkeit, Tränen, Enttäuschung und Hass verbergen.
Alle jubelten dem „Papst der Befreiten“ zu und bewunderten sein Outfit und seinen Mut sich zu outen. Bis ein Kind sagte: „Aber der Papst ist doch verbittert und zudem sehr traurig wegen seiner Immunschwächekrankheit!“ Diese Aussage verbreitete sich in der Menge, bis schließlich das ganze Volk die Beobachtung des Kindes verstand und wiederholte, dass freier, unverbindlicher Sex zu bitterer Enttäuschung führt, krank macht und sogar zur Immunschwächekrankheit AIDS führen kann.